Das Schloss Rodenegg im nördlichen Eisacktal
Im nördlichen Teil des Eisacktals in Südtirol und nahe dem Übergang ins Pustertal befindet sich die Gemeinde Rodeneck, in der das Schloss Rodenegg zu finden ist.
Das Schloss Rodenegg zählt in dem burgenreichen Südtirol zu den größten Wehrburgen des Landes. Gästen, die sich in dieser Gegend aufhalten, wird ein Besuch des Schlosses Rodenegg empfohlen.
Das Schloss liegt geographisch zwischen der Gemeinde Natz-Schabs und Mühlbach und ist aufgrund der erhabenen Lage auf einem 200 Meter langem Bergrücken, der an drei Seiten steil in die Schlucht der Rienz abfällt, bereits von weitem sichtbar. Das Schloss Rodenegg liegt auf einer Höhe von etwa 900 Metern über dem Meeresspiegel und nimmt den kompletten 200 Meter langen Bergrücken ein.
Das Schloss Rodenegg ist heute noch in einem sehr guten Zustand und wird auch noch teilweise bewohnt. In den Monaten Mai bis etwa Anfang/Mitte Oktober kann das Schloss besichtigt werden.
Um zum Schloss Rodenegg zu gelangen, kann man den Parkplatz vor der Kirche von Rodenegg nutzen und den kurzen Gehweg zum Schloss nehmen. Ein schöner Wanderweg führt auch von der Gemeinde Natz-Schabs (dem Südtiroler Apfel-Hochplateau) zum Schloss Rodenegg. Über den Wanderweg Nr. 1 benötigt man von Viums 1:10 Stunden und von Natz (beides Fraktionen der Gemeinde Natz-Schabs) 1 ½ Stunden.
Auf Italienisch wird das Schloss Rodenegg „Castello di Rodengo“ bezeichnet.
Die Geschichte von Schloss Rodenegg
Erbaut wurde das Schloss Rodenegg von Friedrich I. von Rodank in der ersten Hälfe des 12. Jahrhunderts. Erstmals wurde Rodenegg im Jahr 1141 urkundlich erwähnt. Zur Erbauungszeit sind zunächst lediglich ein Wohnturm und der Palas entstanden. Der Name der Rodanker geht wahrscheinlich auf den Herkunftsort des heutigen Burgbergs zurück.
Die Rodanker hatten die Burg Rodenegg als ihren Familien-Stammsitz ausgewählt, was der Familie auch einen Aufstieg ins Bischofsamt von Brixen ermöglichte.
Im Mittelalter galt die Burg Rodenegg aufgrund ihrer geographischen Lage zwischen dem Eisacktal und dem Pustertal als wichtiger strategischer Stützpunkt. Dies war der Grund, weshalb die Grafen von Tirol schon zeitig versuchten, Rodenegg in ihren Besitz zu bekommen.
Besucher von Schloss Rodenegg können auf einer Informationstafel im Eingangsbereich erfahren, dass die Grafen Tirols die Burg im 14. Jahrhundert der Familie von Vilanders anvertraut haben. Die Familie von Vilanders war jedoch politisch nicht besonders zuverlässig und erhob sich im Jahr 1347 gegen den Landesfürsten Ludwig von Brandenburg. Herzog Konrad von Teck ging daher im Auftrag von Ludwig von Brandenburg (dies war der zweite Ehemann der Gräfin Margarete) gegen die Familie von Vilanders vor. Engelmar von Vilanders wurde schließlich vor den Toren von Schloss Rodenegg enthauptet. Durch den Fall der Familie Rodenegg wurde das Schloss an Albrecht II. von Habsburg verpfändet.
Im Jahr 1491 ging das Schloss an die Grafen von Wolkenstein-Rodenegg über. Begründer der Grafen von Wolkenstein-Rodenegg war der bekannte Minnesänger und Ritter Oswald von Wolkenstein. Diese Familie bzw. die Nachkommen von Oswald von Wolkenstein haben das Schloss Rodenegg noch heute in ihrem Besitz. Die Grafen von Wolkenstein-Rodenegg vergrößerten im 16. Jahrhundert die damalige Burganlage, sodass diese schlossähnlich ausgebaut wurde, wie sich auch heute noch prachtvoll zeigt.
Das Schloss Rodenegg wurde niemals angegriffen.
Die gesamten Akten von Schloss Rodenegg sind heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg archiviert.
Die Besichtigung des Schlosses
Das Schloss Rodenegg kann jährlich im von Mai bis etwa Anfang/Mitte Oktober eines Jahres besichtigt werden, wobei täglich außer samstags um 11:30 und 14:30 Uhr Führungen angeboten werden. In den Monaten der Hochsaison Juli und August wird zusätzlich um 16:00 Uhr eine Führung angeboten. Die Besichtigung des Schlosses ist ausschließlich im Rahmen einer Führung möglich.
Wer das Schloss Rodenegg besichtigt, bekommt die Vorburg, den Innenhof, die alte Kapelle, die Michaelskapelle, die alte Schlossküche, die Waffenkammer mit einer umfangreichen Waffensammlung, den Ziehbrunnen, den Hochzeitssaal, den Schlossgarten und die bekannten Ywain-Fresken zu sehen.
Auf dem Schloss gab es einst ein Verlies, welches heute noch zu sehen ist. Der wohl berühmteste Häftling auf Rodenegg war Mathias Perger, der lesen und schreiben konnte und damit für die damaligen Verhältnisse gut gebildet war. Mathias Perger war bzw. ist als „Lauterfresser“ bekannt, dessen Name er aufgrund seiner Vorliebe für Suppen (Lauteres bedeutet Suppen) erhalten hat. Daher wird das Verlies auch „Lauterfresserloch“ bezeichnet. Gegen Mathias Perger wurde der Prozess auf Schloss Rodenegg mit dem Vorwurf geführt, dass er ein Zauberer und Hexer sei. Er wurde dann zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt und hingerichtet.
Bei den Ywain-Fresken handelt es sich um die ältesten profanen Wandmalereien des gesamten deutschsprachigen Raums; diese stammen aus dem 13. Jahrhundert. Der Freskenzyklus befindet sich in der Trinkhalle und wurde erst im Jahr 1972 wieder entdeckt und freigelegt. Mit dem Freskenzyklus werden die zwölf Abenteuer des Ywan-Epos bildlich dargestellt.
In der Waffenkammer, die im alten Wohnturm untergebracht ist, sind zahlreiche Waffen zu bestaunen. Daneben sind hier Teile von Rüstungen zu sehen. Auch Portraits von bedeutenden Vertretern aus dem Hause Wolkenstein sind hier ausgestellt.
Das Museum zeigt unter anderem Objekte aus der Spätrenaissance.