Die Knappenkapelle St. Anna, Villanders
In der Gemeinde Villanders im Eisacktal in Südtirol gibt es ein bekanntes Bergwerk – das Schaubergwerk Villanders bzw. das Pfunderer Bergwerk.
In der Nähe des Bergwerkes gibt es eine kleine Kapelle. Hierbei handelt es sich um die Knappenkapelle St. Anna in Rotlahn. Die Kapelle bzw. kleine Kirche diente den Bergknappen des Bergwerkes einst als religiöses Zentrum. Heute ist die kleine Kapelle, die idyllisch in einer Waldlichtung liegt, ein lohnenswertes Ausflugs- bzw. Wanderziel.
Villanders und seine Bergbaugeschichte
Villanders liegt auf einem Hochplateau im Eisacktal in Südtirol und ist bekannt für seine beeindruckende Aussicht auf die Dolomiten. Das Dorf hat eine lange Geschichte, die bis in prähistorische Zeiten zurückreicht. Besonders bedeutend ist für Villanders die Bergbauvergangenheit, die das Leben der Menschen hier über Jahrhunderte geprägt hat. Die Knappenkapelle, auch als Bergkapelle bekannt, ist ein Zeugnis dieser Vergangenheit.
Die Bergbautätigkeit wurde in Villanders im Jahr 1908 eingestellt. Heute erinnert das Schaubergwerk in Villanders noch an die Bergbaugeschichte dieses Gebietes. Interessierte haben die Gelegenheit, in die Geschichte des Bergbaus einzutauchen. In einem Schaustollen kann man sich die schwere Arbeit der Knappen unter Tage bestens vorstellen und erfahren, was die Menschen hier früher geleistet haben.
Näheres kann unter: Bergwerk Villanders nachgelesen werden.
Die Geschichte von St. Anna in Rotlahn
Die Geschichte des Kirchleins St. Anna in Rotlahn reicht weit in die Vergangenheit zurück. Für die Messen wurde für die Bergknappen ab dem Jahr 1722 ein Feldaltar genutzt, womit die Feiern zunächst im Freien abgehalten werden konnte. Zum Bau der kleinen Kirche kam es dann in den Folgejahren, deren Weihung im Jahr 1726 war. Die kleine Kapelle wurde in der Nähe des Oberhauses errichtet.
Die Bezeichnung bzw. der Namenszusatz „Rotlahn“ bezieht sich auf den rötlichen Stein, der in der Umgebung von Villanders vorkommt und für die Herstellung des Altars und anderer sakraler Kunstwerke in der Kapelle verwendet wurde.
Die Kirche, wie sie sich heute zeigt, wurde als frühbarocker Bau im Jahr 1736 fertiggestellt und im Jahr 1749 geweiht. Die Kirche wurde der Heiligen Anna und der Heiligen Barbara geweiht.
Die Kirchenschätze von St. Anna in Rotlahn wurden in den Jahren 1934 und 1964 bedauerlicherweise von Dieben entwendet.
Die Knappenkirche St. Anna in Rotlahn befindet sich seit dem Jahr 1973 im Landeseigentum von Südtirol. Im Jahr wurden die Kirche mit neuen Lärchenschindeln eingedeckt, im Folgejahr wurden die Putzschäden ausgebessert. Zuletzt wurde die kleine Kirche St. Anna in Rotlahn im Jahr 2007 unter Aufsicht des Landesdenkmalamtes saniert.
Der Kirchenbau
Die Knappenkapelle St. Anna in Rotlahn liegt inmitten einer grünen Wiese, umgeben von Bäumen in einer Waldlichtung. Auf der Wiese vor der Kirche sind einige Bänke aufgestellt, welche zum Ruhen und Rasten einladen.
Die Eingangstüre befindet sich zwischen zwei Fenstern. Über der Eingangstüre befindet sich eine Wandmalerei, mit der die Bergwerksheiligen Anna, Barbara und Daniel gezeigt werden. Oberhalb dieses Bildes befindet sich ein Lünettenfenster. Im oberen Teil ist das Bergwerkssymbol der überkreuzten Hämmer, die in den Stein der Kirchenmauer gehauen wurden und auf die Funktion des kleinen Gotteshauses als Knappenkirche hinweisen, zu sehen. Die Kirche hat einen leicht einspringenden Chorraum.
Der Kirchturm befindet sich am hinteren Teil, rechtsseitig der Kirche. In diesem Kirchturm sind zwei Glocken, welche in Brixen von Joseph Grasmair gegossen wurden.
Im Inneren der Kirche ist der Kirchenaltar sehenswert und kunsthistorisch sehr interessant. Auf dem Altar ist das Bergwerk mit einem Bremsberg zu sehen, welches von den Evangelisten Johannes und dem Propheten Daniel gesäumt wird. Darüber ist Maria mit dem Jesuskind abgebildet. Rechts von Maria ist die Bergknappenpatronin Barbara und links die Mutter Anna dargestellt. Leider handelt es sich bei dem Altarbild nur um eine Kopie; das Original befindet sich in der Pfarrkirche St. Stephan in Villanders.
An der linken Wand, am Übergang vom Chor in das Langhaus, befindet sich die Kanzel. Bei der Kanzel handelt es sich um eine einfache Ausführung.
Die Heilige Anna
Das Bildnis der Heiligen Anna, das in der Kapelle verehrt wird, ist von besonderer Bedeutung für die Gläubigen in Villanders. Anna, die Mutter der Jungfrau Maria und damit die Großmutter Jesu, wird in der christlichen Tradition als Schutzpatronin der Mütter und Familien verehrt. Ihr wird auch eine besondere Fürbitte für die Armen und Bedrängten zugeschrieben. Die Heilige Anna ist damit neben einer Schutzpatronin auch ein Symbol der Hoffnung.
In der Knappenkapelle symbolisiert die Heilige Anna die Hoffnung und den Schutz, die die Bergleute in ihrem gefährlichen Beruf benötigten. Der Legende nach war es die Fürsprache der Heiligen Anna, die die Knappen vor Unglücken bewahrte und ihnen in Zeiten der Not beistand.
Die Knappenkapelle als Pilgerstätte
Die Knappenkapelle in Villanders ist bis heute ein bedeutendes Ziel für Pilger und Gläubige. Jedes Jahr, besonders am Anna-Tag, der immer am 26. Juli gefeiert wird, versammeln sich Menschen aus der Umgebung, um in der Kapelle zu beten und der Heiligen Anna zu gedenken. Die Pilger bringen oft Kerzen und Blumen mit, die sie vor dem Bildnis niederlegen, und erbitten den Schutz und die Fürsprache der Heiligen.
Die Kapelle hat auch eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der lokalen Traditionen und des kulturellen Erbes von Villanders gespielt. Sie ist ein Ort, an dem die Gemeinschaft zusammenkommt, um ihre Geschichte zu ehren und ihren Glauben zu leben.
Wer zur Knappenkirche St. Anna in Rotlahn wandern möchte, kann die Wanderung direkt beim Eingang zum Schaustellen des Bergwerks beginnen. Der Weg führt (etwa 30 bis 40 Gehminuten) hinab bis zu dem kleinen Gotteshaus. Es gilt zu bedenken, dass der Rückweg dann – stellenweise etwas steiler – nur bergauf führt.
Zu dem kleinen Gotteshaus kann man auch direkt vom Dorfzentrum von Villanders starten. Hierfür gibt es einen Rundweg, der am historischen Ansitz Gravetsch bis zur Kirche St. Anna in Rotlahn und wieder zurückführt. Dieser Rundweg (Weg-Nummer 3 und 3B) hat eine Gesamtlänge von 7,5 Kilometer, für den man eine Wanderzeit von etwa zweieinhalb Stunden einplanen sollte. Teilweise hat man von diesem Rundweg einen hervorragenden Blick auf das Eisacktal und die Dolomiten.
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