Pfunderer Bergwerk

Das Erlebnisbergwerk in Villanders, das Pfunderer Bergwerk

Etwas oberhalb von Villanders befindet sich ein Bergwerk, das Pfunderer Bergwerk, von dem ein Stollen besichtigt werden kann. In dem Schaubergwerk können die Besucher nicht nur viel über das Bergwerk selbst, sondern auch viel über die Jahrhunderte alte Geschichte der Region erfahren.

Das Pfunderer Bergwerk befindet sich in der Südtiroler Bezirksgemeinschaft Eisacktal oberhalb des beliebten Urlaubsortes und Bergdorfes Villanders. Zu erreichen ist das Bergwerk, indem man die Straße in Richtung Villanderer Alm fährt. Nach etwa sieben Kilometer – in der sogenannten „Zilderer Kehre“ – muss man rechts abbiegen. Nach einem kurzen Straßenabschnitt befindet sich ein Parkplatz. Von diesem kann man über einen kurzen Fußweg (etwa 300 Meter) den Eingang des Schaubergwerkes erreichen.

Über das Bergwerk

Zahlreiche und wertvolle Rohstoffe wurden im Pfunderer Bergwerk abgebaut; der Abbau beschränkte sich also nicht nur auf einen Rohstoff. Im Bergwerk Villanders wurden Silber, Kupfer, Bleiglanz, Zinkblende, Eisenkies und Schwefelkies abgebaut.

Von dem Bergwerk kann heute der Elisabeth-Stollen besichtigt werden. Dieser Stollen wurde im 12. Jahrhundert angeschlagen, liegt auf einer Höhe von 1.292 Metern über dem Meeresspiegel und hat eine Gesamtlänge von 1.680 Metern.

Teilweise ist auch eine Besichtigung des Lorenz-Stollens möglich, der direkt über dem Elisabeth-Stollen auf einer Höhe von 1.369 Metern über dem Meeresspiegel liegt.

Die Geschichte des Villanderer Bergwerks

Die Geschichte des Bergbaus am Villanderer und am Pfunderer Berg reichen weit in die Vergangenheit zurück, wenngleich wenig über die konkreten Anfänge bekannt ist. So ist heute wenig bekannt, wer die ersten Bergleute waren bzw. wann exakt die ersten Schürfversuche in dieser Gegend erfolgt sind. Durch archäologische Funde konnte jedoch nachvollzogen werden, dass schon in prähistorischer Zeit mit dem Abbau von Erz begonnen wurde. Im Jahr 1970 wurde auf der Villanderer Alm ein urzeitlicher Schmelzplatz entdeckt, der davon zeugt, dass hier bereits in der Zeit zwischen 1300 bis 850 vor Christus Bergbau betrieben wurde.

Die ersten konkreten Hinweise auf den Bestand des Villanderer Bergwerks stammen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Aus jener Zeit ist eine Schenkungsurkunde vorhanden, mit der Graf Arnold von Greifenstein dem neu gegründeten Kloster Neustift bei Brixen das Silberbergwerk Villanders übertragen hatte. Die Rechtskraft der Schenkung wurde allerdings erst im Jahr 1177 erlangt, als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Schenkung bestätigte. Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es auch, der im Jahr 1189 das Bergwerk an Bischof Heinrich III. von Brixen mit der Auflage belehnte, die Hälfte des Ertrages an den Kaiser auszuhändigen. Im Dezember 1217 wurden durch König Friedrich II. die Rechte des Hochstifts erweitert, indem er alle Salz-, Silber- und Metallgruben, die in seinem Gebiet gefunden würden, für den von Brixen zuständigen Bischof Bertold I. von Neifen zuerkannt hatte. Dies erfolgte durch eine Urkunde, welche auf dem Reichstag zu Nürnberg erstellt wurde.

In der Folgezeit gab es allerdings auch mehrere Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Bergwerk. Als Beispiele sind zu nennen, dass die Grafen von Tirol für sich das Bergregal in Anspruch nahmen, als diese Landesbischof wurden. Die Streitigkeiten gab es seinerzeit, da das  Bergwerkseigentum und der Bergbau ursprünglich königliches Recht war. Im Jahr 1528 gab es weitere Streitigkeiten, die durch König Ferdinand ausgelöst wurden. Dieser übte auf Fürstbischof Georg III. Druck aus, den Fuggern zu Augsburg den Erzkauf aus den stiftischen Anteilen zu überlassen.

Das Pfunderer Bergwerk erlangte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts seine größte Bedeutung durch die Gewinnung von Blei, Kupfer und Silber und hatte zu dieser Zeit eine hohe Anzahl an Beschäftigten. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts neigten sich die Erzvorkommen jedoch dem Ende zu, so dass der Bergbau stark an Bedeutung verlor. Die Bevölkerung, welche aus dem Bergbau ihren Wohlstand erwirtschaftet hatte, sank mehr und mehr in die Armut ab. Im Jahr 1614 wurde der Betrieb der Fugger in Klausen, die zu dieser Zeit für den Bergbau im Pfunderer Berg zuständig waren, eingestellt. Die Knappen wurden in Schwaz (im heutigen Österreich) weiterbeschäftigt. Teilweise versuchte man, den Bergbau zu reaktivieren, was allerdings nicht gelang. Ausnahme war die Erzgewinnung, die noch in den folgenden Jahrhunderten durchgeführt wurde und der in Klausen ansässigen Unternehmerfamilie Jenner verdankt werden konnte.

Im Jahr 1908 wurde die Bergbautätigkeit – bis auf einen kurzen Zeitabschnitt während des Zweiten Weltkriegs – komplett eingestellt.

Die Stollen des Bergwerkes

Die einzelnen Stollen des Pfunderer Bergwerks von Villanders haben Namen erhalten. Die Namen wurde nach den Namenstagen jener Tage vergeben, an denen diese angeschlagen wurden. Folgende Namen haben die Stollen erhalten:

  • Kreuz-Stollen, 1.436 Meter über dem Meeresspiegel
  • Lorenz-Stollen, 1.369 Meter über dem Meeresspiegel
  • Elisabeth-Stollen, 1.300 Meter über dem Meeresspiegel
  • Georg-Stollen, 1.251 Meter über dem Meeresspiegel
  • Matthias-Stollen, 1.251 Meter über dem Meeresspiegel
  • Martin-Stollen, 1.251 Meter über dem Meeresspiegel
  • Nikolaus-Stollen, 1.178 Meter über dem Meeresspiegel
  • Andreas-Stollen, 1.154 Meter über dem Meeresspiegel
  • Barbara-Stollen, 1.128 Meter über dem Meeresspiegel
  • Kassian-Stollen, 1.078 Meter über dem Meeresspiegel
  • Katharina-Stollen, 1.025 Meter über dem Meeresspiegel
  • Theresia-Stollen, 965 Meter über dem Meeresspiegel
  • Franz-Stollen, 915 Meter über dem Meeresspiegel
  • Viktor-Emanuel-Stollen
  • Hirschlegg-Stollen

Interessante Führungen

In dem Schaubergwerk werden jährlich in der Zeit von Mai bis November Führungen durchgeführt. Die Führungen erfolgen im Elisabeth-Stollen und dauern etwa zwei bis zweieinhalb Stunden.

Die Informationen, die man während einer Führung erhält, reichen von der Geschichte des Bergwerks Villanders über den Bergbau selbst bis hin zu den Bergknappen.

Die Bergknappen

Während der Führung erfährt man nicht nur interessante Details über den Bergbau selbst, sondern auch etwas über die Bergknappen, deren Arbeit und deren Lebenserwartung.

Wer das Pfunderer Bergwerk besichtigt, kann sich ohne Probleme vorstellen, dass die Arbeit im Bergbau alles andere als eine leichte Arbeit war und schnell zu gesundheitlichen Einschränkungen geführt hat. Die Arbeit musste überwiegend kniend oder liegend vollbracht werden. Daher lag auch die Lebenserwartung eines Bergknappen bei nur 35 bis 40 Jahren. Obwohl die Arbeit schwer und ungesund war, war diese dennoch begehrt, da die Bezahlung für die damaligen Verhältnisse überdurchschnittlich war. Während in der Landwirtschaft der Tageslohn gerade ausreichte, den täglichen Lebensbedarf zu erwirtschaften, verdienten Bergknappen reichlich Geld. Dieses ermöglichte ihnen ohne größere Probleme eine Familie zu gründen. Auch die soziale Absicherung war zur damaligen Zeit hervorragend. Nach dem Tod eines Bergknappen erhielt die Witwe vom Betreiber des Bergwerkes eine üppige Hinterbliebenenversorgung.

Öffnungszeiten/Führungen

In der Zeit von Mai bis November werden jeweils dienstags, donnerstags und sonntags um 10:00 Uhr Führungen angeboten, welche im Elisabeth-Stollen durchgeführt werden. Zusätzlich wird in den Monaten Juli und August eine zusätzliche Führung angeboten, bei dem die Interessierten über den Elisabeth-Stollen den 300 Stufen höher liegenden Lorenz-Stollen erreichen und besichtigen können.

Quellen: Informationen am Pfunderer Bergwerk/Entstehung und Entwicklung des Bergwerkes in Villanders (Kultur- und Museumsverein Villanders)