Klausen

Klausen im Südtiroler Eisacktal

Wenn man in Südtirol von der Albrecht-Dürer-Stadt spricht, dann meint man damit nicht die Heimatstadt Nürnberg des bekannten Künstlers, sondern Klausen im Südtiroler Eisacktal. Denn Albrecht Dürer hat das Städtchen in Südtirol im Rahmen seiner Italienreise – wie zahlreiche andere Künstler auch – besucht und in seinen Werken verewigt. Klausen ist eine bekannte Stadt, liegt zwischen den Städten Brixen und Bozen und wird aufgrund der herrlichen Lage im mittleren Eisacktal von Südtirol und den hier vorzufindenden Sehenswürdigkeiten gerne von Urlaubern und Besuchern aufgesucht.

Südtirol hat insgesamt nur acht Städte, wobei sich in der Südtiroler Bezirksgemeinschaft Eisacktal zwei Städte befinden. Neben Brixen ist Klausen mit etwas mehr als 5.200 Einwohnern eine dieser beiden Städte. Zur Stadt Klausen gehören die drei Fraktionen Latzfons, Gufidaun und Verdings. Auf Italienisch wird Klausen „Chiusa“ und auf Ladinisch, der dritten Landessprache, die in Südtirol gesprochen wird, „Tluses“ genannt. Von den Einwohnern haben mehr als 91 Prozent Deutsch als Muttersprache, während 8,3 Prozent der italienischen und nur 0,6 Prozent der ladinischen Sprachgruppe angehören.

Das Tor zu den Dolomiten

Die geographische Lage von Klausen brachte es mit sich, dass man zwangsläufig an Klausen vorbei musste, wollte man vom Norden nach Italien reisen. Daran hat sich bis heute noch nichts geändert. Die wichtigste Nord-Südverbindung über die Alpen, die Brenner-Autobahn, führte direkt an Klausen vorbei. Einerseits bietet dies den Vorteil, dass Klausen über eine hervorragende Verkehrsanbindung verfügt. Andererseits bietet sich von vielen Stellen des Städtchens der direkte Blick auf die vielbefahrene Brenner-Autobahn, was sich nicht gerade positiv auf das schmucke Klausen auswirkt.

Durch die Lage Klausens im Südtiroler Eisacktal wird dieses gerne auch als das „Tor zu den Dolomiten“ bezeichnet. Dies macht Klausen nochmals besonders erwähnenswert, da hier tatsächlich die Dolomiten, welche im Juni 2010 größtenteils von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt wurden, beginnen. Klausen selbst befindet sich auf einer Höhe von 523 Metern über dem Meeresspiegel. Das Stadtgebiet selbst zieht sich jedoch bis auf eine Höhe von 2.581 Metern über dem Meeresspiegel hinauf, so dass hier zahlreiche Lokalitäten zu finden sind, an denen die Dolomiten sprichwörtlich zum Greifen nahe sind. Auf der einen Talseite erstreckt sich das Gebiet, welches heute ein sehr beliebtes Feriengebiet ist, bis zu den Spitzen der Sarntaler Alpen. Auf der anderen Seite stellt es ein Portal zu den Eisacktaler Dolomiten dar.

Das Künstlerstädtchen

Werden im Zusammenhang mit Klausen die Künstler aufgezählt, die hier einst weilten, wird an erster Stelle meistens Albrecht Dürer genannt. Daher wird Klausen oft auch als die „Dürerstadt“ bezeichnet. Albrecht Dürer weilte hier, als er sich auf dem Weg zu seiner Italienreise befand und war von Klausen mehr als angetan. Mit seinem Werk „Das große Glück“ widmete er Klausen ein eigens Werk, womit er gleichzeitig aufzeigt, wie sehr er Klausen zu schätzen wusste. „Das große Glück“ ist ein Kupferstich, mit dem Nemesis (nach der griechischen Mythologie ist Nemesis die Göttin des gerechten Zorns) dargestellt wird, die auf einer Kugel über der Panoramaansicht von Klausen schwebt.

Insgesamt haben sich in Klausen mehr als 250 Künstler, Maler und Bildhauer aufgehalten. Daher ist die Bezeichnung „Künstlerstadt“ bzw. „Künstlerstädtchen“ für Klausen mehr als gerechtfertigt. Neben Albrecht Dürer hielten sich in Klausen unter anderem Loesch, Egger-Lienz, Höger, Mali, und Kanoldt auf.

Die Geschichte von Klausen

Mit Klausen ist eine bereits sehr lange Geschichte verbunden. So haben in dieser Gegend schon zu prähistorischer Zeit Menschen gelebt. Insbesondere der Säbener Felsen, auf dem sich das bekannte Kloster Säben befindet und der Klausen überragt, diente schon zu vorchristlicher Zeit als Siedlungsplatz. So sind hier noch Gräber zu finden, welche aus rätischer Zeit stammen. Säben war zwischen 800 und etwa 1000 nach Christus ein bedeutender Bischofssitz. Danach wurde der Bischofssitz nach Brixen verlegt.

Urkundlich erscheint Klausen erstmals im Jahr 1027 und wurde zu dieser Zeit als „chiusa sub Sabione sita“ bezeichnet. Bei der Urkunde, in der Klausen erstmals erwähnt wird, handelt es sich um eine Schenkungsurkunde, mit der dem Brixner Bischof Hartwig das Inntal und das Eisacktal durch Konrad II geschenkt wird.

Nachdem Klausen im 13. Jahrhundert das Marktrecht zugesprochen wurde, wurde Klausen im Jahr 1308 das Stadtrecht zugesprochen.

In Villanders wurde im 15. Jahrhundert im Bergwerk Villanders – im Pfunderer Bergwerk – Erz abgebaut. Daher diente Klausen ab dem 15. Jahrhundert als Sitz eines Berggerichtes.

Die Wasser-Wiere in Klausen

In Klausen sorgte einst eine Wiere dafür, dass die Einwohner – insbesondere die Handwerker – mit Wasser versorgt wurden. Bei Wieren handelt es sich um offene Wasserläufe, die durch die Stadt bzw. durch die Siedlung fließen.

Entlang der Wieren hatten die verschiedensten Handwerksbetriebe ihre Werkstätten errichtet, die für ihr Handwerk ein fließendes Wasser benötigt hatten. Als Beispiele sind die Müller, Schiede, Färber und Gerber zu nennen.

Durch Klausen floss ebenfalls eine Wiere, die ihr Wasser vom Tinnebach bezog. Die Klausener Wiere floss durch die Gerbergasse und den Säbener Aufgang, weiter zum Bozner Tor und mündete schließlich nach der Mühlgasse im Eisack.

Die Stadt Klausen erhielt im Jahr 1879 die erste öffentliche Wasserleitung. Damit verlor die Wiere an Bedeutung, wenngleich sie noch einige Jahrzehnte durch das Künstlerstädtchen floss.

Von Privatpersonen wurde die einstige Wiere teilweise wieder instand gesetzt, sodass dieser historische Wasserlauf bei einem Besuch von Klausen noch heute besichtigt werden kann. Sogar in einem Wirtshaus kann eine Wiere bestaunt werden. Im „Gassl Bräu“ in der Gerbergasse in Klausen fließt eine Wiere direkt im Eingangsbereich im Boden durch das Lokal und kann durch eine Glas-Bodenplatte besichtigt werden.

Sehenswürdigkeiten

Eine Sehenswürdigkeit von Klausen ist die Stadt selbst. Die historischen Gassen laden die Besucher das ganze Jahr hinweg zu einem Stadtbummel ein. Die zinnengekrönten, historischen Fassaden machen Klausen zu einer Stadt, die sich zu besuchen lohnt. Der Club „I borghi più belli d´Italia“ hat sich selbst von Klausen überzeugt und hat nicht umsonst das Städtchen zu einem der schönsten Altstädte von ganz Italien ernannt. Wer einmal durch die Gassen von Klausen flaniert, kann durchaus von der Gemütlichkeit der Kleinstadt angetan sein.

Kloster Säben

Schon von weitem fällt das Kloster Säben auf, welches sich oberhalb von Klausen befindet. Der teils steile Weg zur Kosteranlage hinauf haben dem Kloster Säben den Beinamen „Akropolis von Tirol“ gegeben. Das Kloster Säben war der erste Bischofssitz von Tirol und ist einer der ältesten Wallfahrtsorte in dieser Gegend.

Stadtmuseum Klausen

Beim Stadtmuseum Klausen handelt es sich bereits um ein sehr altes Museum. Das Museum wurde bereits im Jahr 1914 eröffnet; damals hieß das Museum noch „Heimatmuseum“. Wer das Museum besucht, der kann eine kunsthistorische Sammlung besichtigen. Auch Werke und Informationen jener Künstler, die in Klausen Rast gemacht haben, werden gezeigt bzw. gegeben. Als besonders erwähnenswert, was im Stadtmuseum Klausen ausgestellt wird, ist der Loreto-Schatz. Der Loreto-Schatz besteht aus Bildern, kirchlichen Paramenten, religiösen Gegenständen und eine Reihe an Prunkstücken und stammen von der spanischen Königin Maria Anna.

Kapuzinergarten mit Joachim Haspinger-Denkmal

Am südlichen Ausgang der Klausener Altstadt befindet sich der Kapuzinergarten. Dieser Garten ist eine kleine Ruheoase für alle jene, die ein wenig Abstand von der Hektik des Alltags erlangen möchten. Im Kapuzinergarten befindet sich auch das Stadtmuseum Klausen.

In der Nähe des Stadtmuseums Klausen ist ein Denkmal von Joachim Haspinger aufgestellt. Joachim Haspinger wurde am 28.10.1776 in St. Martin in Gsies (Pustertal) geboren und verstarb am 12.01.1858 im Schloss Mirabell zu Salzburg.

haspinger denkmal

Joachim Haspinger wir in den Jahren von 1808 bis 1809 dem Kapuzinerkloster Klausen zugeteilt.

Im Tiroler Freiheitskampf von 1809 war er einer der auffallendsten Anführer. In den Schlachten am Berg Isel war er Vorbild persönlicher Tapferkeit, wie auf der Tafel vor dem Denkmal beschrieben ist. Daher galt Joachim Haspinger auch als engster Vertrauter von Andreas Hofer, dem bekanntesten und bedeutendsten Tiroler Freiheitkämpfer.

Das Denkmal wurde von Josef Piffrader, einem aus Klausen stammenden Künstler, geschaffen und bereits im Jahr 1908 enthüllt. Das Joachim Haspinger-Denkmal stand zunächst im Pfarrplatz in Klausen, danach wurde es in der Eisackpromenade aufgestellt. Seit dem Jahr 1992 befindet sich das Denkmal an seinem heutigen Platz im Kapuzinergarten von Klausen.

Pfarrkirche zum Heiligen Apostel Andreas

Im Zentrum der Altstadt von Klausen und direkt am Eisack gelegen befindet sich die Pfarrkirche, die dem Heiligen Apostel Andreas geweiht wurde.

Die Kirche wurde im Jahr 1208 erstmals als Pfarrkirche erwähnt und ursprünglich im romanischen Stil erbaut. Dass die Kirche erstmals im Jahr 1208 erwähnt wurde, bedeutet, dass sie in diesem Jahr bereits bestanden haben muss und damit ein früheres Erbauungsjahr hat. Erwähnt wurde die Kirche im Jahr 1208, als der Pfarrsitz in die Spitalskirche verlegt wurde.

Heute zeigt sich die Kirche im spätgotischen Stil; nur noch der untere Teil des Kirchturms zeugt vom ehemals romanischen Stil des Gotteshauses. Der Brixner Meister Benedikt Weibhauser hatte im Jahr 1494 den heutigen spätgotischen Kirchenbau eingeweiht.

Apostelkirche in Klausen

Am nördlichen Ausgang der Klausener Altstadt befindet sich – beim Brixner Tor – eine Apostelkirche. Die Kirche ist eher unauffällig, da für die Erbauung des Gotteshauses nur die geringe Fläche zwischen Felsen und Straße zur Verfügung stand. Dieser begrenzte Platz führt auch dazu, dass die Kirche nicht – wie sonst üblich – nach Osten ausgerichtet werden konnte und der Zutritt nur von der Seite – von der Stadtgasse – möglich ist.

Die Kirche wurden Mitte des 15. Jahrhunderts auf den Grundmauern von insgesamt drei Gebäuden erbaute, welche Pfarrer Konrad Zoppot erworben hat. Erbauer der Kirche war ein Meister Jörg. Die Fertigstellung erfolgte Ende der 1460er Jahre.

Bei dem ersten Kirchenbau handelte es sich um eine gotische Apostelkirche, welche zu Beginn des 18. Jahrhunderts barockisiert wurde. Damit ging auch die Erneuerung der Einrichtung einher.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und im Jahr 1963 erfolgte eine weitere Renovierung der Apostelkirche in Klausen. Nachdem die Stadt Klausen das Gotteshaus von der Pfarre Klausen im Jahr 1987 gekauft hatte, wurde in den Jahren 1999/2000 eine nochmalige Renovierung durchgeführt.

Gastronomie und Törggelen

Klausen hat sich auch in der Gastronomie einen Namen gemacht. Besucher werden hier mit der typischen Südtiroler Küche regelrecht verwöhnt, die eine Symbiose zwischen tiroler und mediterraner Kochkunst darstellt.

Die Lage Klausens im Tal des Eisacktals bietet den Vorteil, dass hier bis in den Oktober hinein angenehme Temperaturen herrschen. So bietet Klausen die besten Bedingungen für das Törggelen, welches in der Stadt als „Klausner Gassltörggelen“ bekannt ist. In den historischen Gassen Klausens kann im September und im Oktober eines jeden Jahres das Törggelen in vollen Zügen genossen werden. An verschiedenen Samstagen wird hier den Gästen ein Programm geboten, an denen die Bauernkost Südtirols mit dem neuen Wein genossen werden kann. Musikalische Unterhaltung inmitten der malerischen Gassen lassen einen Törggelen-Besuch in Klausen lange unvergessen werden. In Klausen wird auch – und das stellt den Höhepunkt beim Klausner Gassltörggelen dar – die Törggelenkönigin gekrönt.

Klausen – I Borghi più belli d´Italia

Dass Klausen über einen der schönsten Ortskerne Südtirols und sogar von ganz Italien verfügt, wird mit der Auszeichnung bzw. Zugehörigkeit zur Vereinigung „I Borghi più belli d´Italia“ verdeutlicht.

„I Borghi più belli d´Italia“ (Italiens schönste Ortskerne) wurde im Jahr 2002 vom Nationalen Verband der italienischen Gemeinden gegründet. In ganz Italien gehören mehr als 330 Gemeinden dieser Vereinigung an. Neben Klausen gehören in Südtirol noch Sterzing, Kastelruth, Glurns und Neumarkt zur Vereinigung „I Borghi più belli d´Italia“.

Das Ziel von „I Borghi più belli d´Italia“ ist die Förderung italienischer Orte mit einem herausragenden historischen und künstlerischen Interesse. Das mittelalterliche Städtchen im Eisacktal mit seinen Fassaden, welche oftmals mit Zinnen gekrönt werden, seinen schmucken Häusern und der langen Geschichte, in der Künstler wie Albrecht Dürer sich hier gerne aufhielten, waren die Gründe, weshalb Klausen als „I Borghi più belli d´Italia“ ausgezeichnet wurde.

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